Buell XB Seit 2004 fahre und schraube ich ununterbrochen an meiner Buell. Wobei es Buells wohl besser trifft. Schließlich ist es inzwischen die Dritte. Die Erste zerstörte ich auf der Land- straße und die Zweite auf der Rennstrecke. Jedesmal wurde zwar eine Neue (gebrauchte) angeschafft, aber immer wurde dann aus dem Vorgänger und der “Neuen” das Beste ge- nommen und zusammengebaut. Daher könnte man auch sagen, dass es sich um das Erste Motorrad handelt, welches durch intensiven Teileersatz repariert wurde.In allen drei Fällen handelte es sich um 2002er XB9S, wie diese Beiden hier rechts. Aus dieser Situation heraus entstand das aktuelle Motorrad sozusagen in mehreren Evolu- tionsphasen. Viele Teile und Ideen wurden in diesem Prozess weiterentwickelt, verbessert und ausgetauscht. Meine ganze Schrauberei ist dem vorrangigem Ziel untergeordnet, die Performance zu ver- bessern. Die zweite Vorgabe des Umbaus bestand darin, das Konzept Erik Buells zu erhalt- en und das Motorrad als Buell XB zu erhalten. Zum Beispiel habe ich die Standrohre und Bremse einer 1125er Buell an der XB verbaut, eine Brakingbremsscheibe, SBS-Carbonbeläge montiert und Öhlinsparts in Gabel gesteckt. Aus reinem Performancegedanken hätte man besser das komplette Frontend einer 1098er Ducati oder RSV4R Aprilia verwendet. Dies wurde auch schon umgesetzt und funktioniert definitiv besser, wie meine Lösung. Allerdings steckt auch kein “Buell-Geist” mehr drin. Der zweite Gesichtspunkt ist für mich immer die Gewichtsreduzierung, welche ich versucht habe konsequent bei jedem einzelnen Teil umzusetzen. Wobei diese Maßnahmen auch immer hinter dem übergeordneten Ziel: “Eriks Ideen fortzu- setzen” standen. Dazu das Beispiel Heck. Hier habe ich das S-Heck mit immensem Aufwand umgebaut und erleichtert. Eine GFK-verkleidete Alurohrkonstruktion oder ein Carbon-Monocoque wären definitiv noch leichter geworden. Warum das alles mit einer Buell XB? Mit luftgekühl- tem Traktor-Harleymotor, großvolumigen störrigem Zweizylinder, skurilen technischen Lösungen und völlig fehlendem Design? Genau Deswegen! Es ist ein echtes MOTOR-RAD, ein KRAFT-FAHRZEUG eben. Bei der Buell habe ich immer das Gefühl, es ist einfach nur ein Motor mit Rädern dran, einem Lenker und etwas zum drauf Sitzen und das war’s. Dieses Photo verdeutlicht mein Gefühl dabei meiner Meinung nach ziemlich gut. Wie hätte eine Buell aussehen und fahren können, wenn es im Konstruktions- und Produktionsprozess keine Restrik- tionen gegeben hätte? Ohne Kostenvorgaben aus dem Management, keine Analysen aus dem Marketing zur fehlenden Zielgruppe, keine zeitlichen Restriktionen in der Entwicklungsabteilung und keine prozessoptimierenden Vorgaben für die Produktion gegeben hätte? Genau das ist mein Ansatz gewesen. Hochwertigere Materialien (z.B. Titan, statt Stahl- schrauben), bessere Komponenten (z.B. Beringer Radialbremspunpe, statt Serienteil) und leistungssteigernde oder er- leichterte Teile zu nutzen. Das aktuelle Ergebnis kurz skizziert: Gesamtgewicht von über 210kg auf unter 160kg fahrfertig gesenkt, Hubraum von 985ccm auf 1280ccm vergrößert, aber den kurzen Hub der 9er annähernd beibehalten, zwei 40er Mikuni-Flachschiebervergaser mit getrennten Ansaugkanälen, statt Manifold mit Einzeldrosselklappe über 100 Nm Drehmoment durchgehend von 2500 bis 6000 U/min mit einem Leistungsgewicht von beinahe 1:1 und eigene Elektrik ohne ECM. Aktuell sind die Felgen und der Anlasser so ziemlich die einzigen Teile am Motorrad, welche unverändert original sind. Alle anderen Dinge, wie z.B. auch Getriebezahnräder, Kipphebel usw. usw. sind geändert, überarbeitet/ersetzt worden. Die Umbaudokumentation soll nicht nur Dokumentation sein oder meinen Gedanken dabei erklären, sondern auch allen anderen Buellbesitzern Ideen zur Verbesserung ihres Motorrades geben. Ich gehe daher auch auf bereits wieder geän- derte Umbauversionen ein und versuche die Schwachstellen oder Besonderheiten der Buells aufzuzeigen. Ich hoffe, dass der eine oder andere etwas interessantes für sein Eisen bei mir findet. Eins noch zum Abschluss. Ich bin kein Designer. Dieses Gen fehlt mir leider völlig. Meine Prämisse ist daher pragma- tischerweise immer form-follows-function. Aus diesem Grund fehlen auch coole Farben, schicke Accessoires, Cover und Airbrushs. Ehrlich gesagt habe ich sogar sehr lange mit mir gehadert, den Alurahmen überhaupt zu lackieren. Die zwei Kilogramm Farbe erfüllen letztendlich auch nur ästhetische Zwecke. Mein Neues Buellprojekt werde ich aber definitiv so radikal gestalten und dann auch ein optimales Frontend verbauen... stay tuned